Dr. Erhard Henkes - 26.08.2012



Fotografische Grundbegriffe und Links

Man findet die Grundlagen der Fotografie gut in wikipedia und auch an anderen Stellen im Internet beschrieben, dort allerdings auf vielen Seiten verteilt.  
Hier einige Links zu Seiten, die die Begriffe bündeln:

Martin Gommel führt in die Grundlagen ein
Fotolehrgang - Glossar
"Dinololly" erklärt die Grundbegriffe der Fotografie (im Lumix-Forum)

Licht

Sonnenlicht

Die Strahlung der Sonne besitzt das Spektrum eines „schwarzen Strahlers“ (ideale thermische Strahlungsquelle, absorbiert alles Licht) bei ca. 5900 Kelvin. Das Maximum der Intensität befindet sich hier bei einer Wellenlänge von ca. 500 nm (im Bereich der Farbe blau-grün). Das ist die Referenz auch für Fotos mit Kunstlicht, denn dies gilt als normales Tageslicht. Zumindest will man, dass weiße Flächen auf dem Foto wirklich hell weiß erscheinen und graue eben grau und nicht gefärbt. Dafür gibt es den sogenannten Weißabgleich.

Blitzlicht

Ein Blitz (engl. flash, strobe, speedlight) bildet die "Sonne" nach und besteht einfach aus einer Lampe oder aus einem Gerät, z.B. mit Fuß, Körper und Kopf oder als Ringblitz aufgebaut, das man auf die Kamera aufsetzt oder "entfesselt" positioniert. Die Datenübermittlung zum Abgleich zwischen Kamera, Master-Blitz und ggf. Tochterblitzen erfolgt in der Regel elektrisch (Kabel), per Funk oder optisch.

TTL

Bei TTL (through the lens) wird die für die Aufnahme relevante Lichtmenge gemessen, die durch das Objektiv auf den Sensor trifft. Dies unterscheidet sich von außen liegenden Messsystemen. Die innere Messung des tatsächlichen Lichtes ist naturgemäß durch nichts Vergleichbares zu ersetzen. Daher ist TTL erste Wahl für die automatische Steuerung der Blitzleistung. Die datentechnische Verbindung von Blitz und Kamera beim Modus TTL erlaubt eine Synchronisation des Blitzes auf den ersten oder zweiten Verschluss. Neue Systeme emittieren vor der eigentlichen Aufnahmephase einen schwachen Messblitz (nicht zu verwechseln mit dem Vorblitz gegen rote Augen, der die Pupille verkleinern soll). Aus dem reflektierten Licht wird die einzusetzende Blitzlicht-Leistung kalkuliert. Servoblitze, die bereits auf diesen Messblitz hin auslösen, sind mit ihrer Lichtmenge bezüglich der Aufnahme unwirksam, weil sie diese vor der eigentlichen Aufnahme "abschießen". Hier hilft nur ein Auslösen des Masterblitzes ohne Messblitz, wenn die Kamera dies zulässt oder eine Synchronisation auf den Auslösevorgang per Kabel oder Funk.
 

Entfesselter Blitz

Entfesselter Blitz bezeichnet in der Fotografie den Einsatz eines Blitzes, der räumlich von der Kamera getrennt ist, damit beliebig positioniert werden kann. Die Auslösung und ggf. Steuerung der Blitzlichtmenge geschieht dabei entweder
Manche Kameras können mehrere Blitzgeräte gemeinsam betreiben und in die automatische Belichtungsmessung integrieren. Bei anderen Kameras kann man durch das Licht des Masterblitzes nur "zünden", und man muss die Lichtmenge der Tochterblitze manuell steuern. Zur zeitlich korrekten Auslösung sind Schaltungen notwendig, die einen bzw. bis zu drei Messblitze ignorieren können (S0, S1, S2, S3, …) und erst beim Hauptblitz, der die eigentliche Aufnahme belichtet, „zünden“. Der evtl. erfolgende Vorblitz gegen rote Augen kommt hier beim Abzählen der zu überspringden Blitze gegebenenfalls dazu. Ist dies nicht möglich, so darf nur der Hauptblitz als „Zünder“ erfolgen.

Abbildung

Ein dreidimensionales Objekt wird über ein Linsensystem auf eine zweidimensionale Fläche, früher ein fotografischer Film, heute eher ein elektronischer Sensor, abgebildet. Dabei gilt für eine einfache Linse die sogenannte Abbildungs- oder Linsengleichung:

A = B/G = b/g = ( b - f ) / f

Daraus folgt mittels Dividieren durch b und Umformen:

1/g = ( 1 - f/b ) / f

1/g = 1/f - 1/b

die üblicherweise präsentierte Form:

1/f = 1/b + 1/g

Bildweite b und Brennweite f fallen zusammen, wenn die Gegenstandsweite g gegen Unendlich geht, ansonsten ist b größer als f.

Ein Beispiel für „unendlich“ ist die Abbildung von Himmelskörpern, z.B. der Sonne.

In einer Kamera ist f normalerweise konstant, während man b, also den Abstand der Hauptebene der Linse zum Sensor bzw. Film durch Scharfstellen anpasst. Auf Veränderungen von g muss man durch Nachführen des Tiefenschärfebereiches reagieren.

b = 1 / ( 1/f - 1/g )

Ungenügende Scharfeinstellung (vor allem manuell) und Verwackeln sind die wesentlichen Quellen für unscharfe Aufnahmen. Daneben gibt es auch sehr schnelle Bewegungen.

Schärfentiefe

Hier kann man die Schärfentiefe bestimmen.Nehmen wir ein Beispiel: GH2 mit Olympus 45 mm, f1.8 zur Proträtaufnahme im Abstand von drei Metern:



Man hat hier einen "traditionellen" Schärfentiefebereich von lediglich 23 cm (2,89 m bis 3,12 m). Positioniert man die Person z.B. vor einen Hintergrund, so sollte man den Abstand zwischen Person und Hintergrund ausreichend (hier weiter als 3,12 m) wählen, damit der Hintergrund unscharf wird. Das nennt man Bokeh.

Wir wollen aber knack-scharfe Bilder, um gegen die wirklich gute Fotos zu erzeugen. Also nehmen wir diesen Rechner aus dem Fotomagazin.



Hier beträgt der knack-scharfe Bereich nur noch 8 cm! Das ist genau die Kunst, diesen Bereich beim abgelichteten Motiv so einzusetzen, dass die fotografische Wirkung das Auge ansprechend führt.

Was bestimmt das Foto?

Beginnen wir rein manuell (M), d.h. wir verzichten auf eine automatische Auswahl. Folgendes stellt man ein, damit ein scharfes und richtig belichtetes Foto resultiert:

- Wahl des Objektivs (Brennweite, maximale Blende, Typ), ggf. Filter oder andere Vorsätze
- Empfindlichkeit des Filmmaterials (ISO-Wert), in der aktuellen digitalen Fotowelt virtuell zu verstehen
- Blende (Öffnung des Objektivs), dies entscheidet über die Schärfentiefe (s.o.)
- Zeitspanne, in der das Bild belichtet wird (Belichtungszeit)
- Entfernung (für die Schärfe und den Schärfenbereich)
- Verwendung von Kunstlicht oder Verzicht darauf
- Weißabgleich
- Bewegung während der Aufnahmezeit (Lichtbewegungen, Objektbewegungen, Verwackeln, ...)
- Besondere Techniken wie HDR oder Mehrfachbelichtung

Fasst man die wesentlichen Punkte und die betroffenen Themenfelder kurz zusammen, so kann man dies wie folgt darstellen:



Eine ganz wichtige Frage ist die, ob man mit der verwendeten Fotokamera wirklich (knack-)scharfe Bilder fertigen kann.


Praxis

Im Umgang mit einer Kamera und ihren Produkten (Fotos, Filme) erlebe ich drei wesentliche Bereiche, nämlich fotografieren, filmen, Bild-/Video-Bearbeitung, Betrachten.

Fotos

Was macht man mit all den Fotos, die man schießt? Bei mir sind dies etwa 20000 pro Jahr. Selektieren, selektieren, ...
... und dann? Zeigen. Zum Beispiel hier:


fotocommunity

Landschaft

Die klassische Postkarte hatte zumeist die Idee, den Daheimgebliebenen die Schönheit des Ortes zu zeigen, an dem sich der Reisende gerade befand. Dazu benötigt man ein Objektiv, das einen ausreichend großen Bildwinkel gestattet.
Das Wichtigste ist ein großartiges Motiv und schöne Farben. Ein solches Bild soll verzaubern.

Telebereich

Dieser Bereich ist besonders wichtig in Tiergärten und in der Natur, wenn man an das Objekt nicht allzu nahe heran gehen darf bzw. will.
Mit diesem gelingen aus freier Hand hervorragende, formatfüllende Aufnahmen, wie z.B. diese hier aus dem Zoo Frankfurt:



Panasonic GH2, Panasonic Teleobjektiv 100-300 mm, Einstellungen: 1/1300 sec, ISO 1600, Blende 6.3, Brennweite 258 mm (entspricht 516 mm KB-Format)

Bei den Einstellungen hätte man bei diesen ruhigen Vögeln die Belichtungszeit verlängern können, um den ISO-Wert abzusenken, denn bei der Panasonic GH2 erscheint mir ISO 1600 bezüglich des Rauschens das vertretbare Maximum, das man einsetzen sollte.

Ein niedriger ISO-Wert ist zumeist die bessere Wahl, wenn es Zeit und Licht erlaubt. Man muss hier die Balance finden zwischen Rauschen (zufällige farbige Pixel bei hohen ISO-Werten) und Verwackeln/Bewegungsunschärfe (Bewegungen durch zu lange Belichtungszeit). 
Je höher die Brennweite, je geringer die Schärfentiefe. Man muss sich also Mühe geben bei der manuellen oder automatischen Scharfstellung.

Wichtig ist, dass man seine Objektive kennt. Mit dem preisgünstigen und kompakten Panasonic Tele-Zoom 100-300 mm hat man da schon einige Probleme. Für Wildlife ist dieses Tele-Objektiv nicht wirklich empfehlenswert.
Meine eigenen Erfahrungen mit dem Panasonic Lumix 100-300 mm auf weitere Entfernungen (>50 Meter) sind nicht immer positiv, da man dann crops anfertigen muss. Bei MFT-Format kann man dies allerdings nicht weit treiben.
Ein Problem ist z.B. die abfallende Auflösung dieses Objektivs bei zunehmender Brennweite:


Quelle: http://www.traumflieger.de/objektivtest/open_test/lumix_100_300_4_56/lumix_gh2_chart.gif

Nachdem ich die Quälerei mit dem Panasonic Telezoom 100-300 mm satt hatte, bin ich auf das Canon 100-400 mm Telezoom umgestigen.
Damit ist mir an der Canon 5D Mark III folgender Schnappschuss auf Anhieb scharf gelungen:



Optik und Autofocus müssen stimmen, dann klappt das hervorragend mit Tele-Schnappschüssen. Für den passenden Bildausschnitt und das Abdrücken im richtigen Moment ist der Fotograf zuständig.

Makro

Hier gibt es viele Lösungen:

Typische Beispiele sind:
- Objektive mit geringer Nahgrenze, z.B. das Panasonic Pancake 20 mm oder das Voigtländer Nokton 25 mm F 0.95.
- Zwischenringe, Balgengerät
- Umkehrringe (ohne Übertragung der Daten zwischen Objektiv und Kamera), Retroadapter (mit Übertragung der Daten zwischen Objektiv und Kamera durch Kabelverbindung und elektrischem Aufsatz an den Objektivkontakten)
- Vorsatzlinsen
- Makroobjektiv

Will man eine gewisse Qualität der Aufnahmen erreichen, so empfehle ich ein Macro-Objektiv, das man in der Regel auch noch als Porträtobjektiv einsetzen kann.
Hier Aufnahmen mit dem Canon 100 mm Macro-Objektiv an einer Canon 5D Mark III (Bildausschnitte):



Igelfliege aus der Familie der Raupenfliegen (August 2012)




Biene (August 2012)



Hainschwebfliege (August 2012), hier habe ich bei dunklem, bedecktem Himmel mit ISO 6400 gearbeitet, den Kontrast erhöht, starker Bildausschnitt.
Das ist bereits der Grenzbereich, da man das Rauschen im Umfeld  deutlich erkennt. Durch das milde natürliche Licht sieht man aber die Details der Flügel ganz hervorragend.

Porträt

Hier benötigt man gute Objektive im Bereich um 100 mm KB-Brennweite.


Videos




Workflow Bildbearbeitung

...

wird fortgesetzt